Andacht 12/2021:

„Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr.“
                     
Sacharja 2, 14 (L)

Töchter reagieren nicht immer mit Jubel auf neue Mitbewohner. Anfang letzten Jahres kündigten wir unseren Töchtern an, dass jemand kommen will, um bei uns zu wohnen. Es ging um eine Austauschschülerin, die für einige Monate nach Berlin kommen sollte. (Am Ende kam sie doch nicht, weil die Corona-Pandemie ausbrach.) Beim Nachdenken über das Wort der Propheten Sacharja fielen mir die lebhaften Proteste wieder ein, die wir Eltern mit der Ankündigung auslösten. Wenn jemand bei uns einzieht, so die Bedenken unserer Töchter, dann wird ja alles ganz anders, dann ändert sich unser gewohntes Leben. Die Töchter brachten die Sache auf den Punkt.
Sacharja fordert die Tochter Zion auf, über seine Predigt zu jubeln. Die „Tochter Zion“ sind die Einwohner Jerusalems, sowohl Frauen als auch Männer.

Frauen konnten wirkungsvoller jubeln, daher wird der weibliche Ausdruck „Tochter“ gebraucht, wenn es um eine jubelnde Menschenmenge geht. Aber es gab wohl selten Anlass zu Jubel im kleinen Jerusalem im kargen Bergland Judäas in den ersten Jahrzehnten nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft. Die Stadtmauer war eine Dauerbaustelle, und solange die Mauer nicht fertig war, konnte man eigentlich gar nicht von einer Stadt sprechen. Auch der Wiederaufbau des Tempels kam nicht voran, obwohl er doch der Mittelpunkt der Stadt und des ganzen Volkes sein sollte. Wenig von dem, was die Rückkehrer erhofft hatten, war eingetroffen.
Diesen Hörern predigte der Prophet von den Bildern eines neuen Jerusalem, die er geschaut hatte: Es wird eine Stadt ohne Mauern sein, denn Mauern könnten die vielen Menschen gar nicht fassen, die dort zusammenkommen. Gott selbst wird mitten unter den Menschen wohnen. Heiden werden kommen und Gott erkennen, auch sie werden zu seinem Volk. Ob die Jerusalemer wohl gejubelt haben, als die das hörten? Waren Sacharjas Visionen nicht allzu weit weg von dem, was sie sich vorstellen konnten, womit sie realistisch rechnen konnten? Hat nicht der Verlauf der Ereignisse Sacharja Unrecht gegeben? Unter Nehemia wurde die Stadtmauer doch noch gebaut, die Heiden blieben Heiden wie eh und je. Und dennoch wurden Sacharjas Visionen gewissenhaft für die Zukunft überliefert.
In der christlichen Kirche ist das Wort des Sacharja einer der Predigttexte für das Weihnachtsfest. Wie ist es dazu gekommen? Viele Generationen nach Sacharja lasen die Schüler und Schülerinnen Jesu die Reden der Propheten in einem neuen Licht. In den Worten, in den Taten, in der ganzen Person ihres Meisters erahnten, erkannten sie das Wohnen Gottes unter den Menschen, von dem die Propheten gesprochen hatten. Wo Jesus Einzug hielt bei den Menschen, änderte sich ihr Leben. Es entstand eine Gemeinschaft ohne Mauern. Heiden kamen und wurden zu Leuten Gottes. Die Schriften des Neuen Testaments berichten vom Staunen, von der Freude über das Wohnen Gottes mitten unter den Menschen: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir schauten seine Herrlichkeit“ (Joh 1,14).

 

12 Monatsandacht Dezember 2021

  12 Martin Rothkegel  Prof. Dr. Dr. Martin Rothkegel, Theologische Hochschule Elstal

Vernetzt im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Deutschland K.d.ö.R.

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